Fahrrad
12. April, 12:06 Uhr
Hey Leute,
da ich neulich in irgendeinem Thread auf Klickpedale gestoßen bin - die mir bis dahin tatsächlich komplett unbekannt waren - hab ich mich die folgenden Tage ein wenig damit beschäftigt, weil ich die Idee, mehr Muskelgruppen zu beteiligen, eigentlich ziemlich gut finde. In der Folge habe ich mir vor etwa drei bis vier Wochen die sogenannten Magpeds zugelegt.
Ich schreibe das hier einfach frei Schnauze, also nehmts mir nicht übel, wenns nicht perfekt als Testbericht runtergebrochen ist. Das ist nur meine Version, jede\*r kann andere Erfahrungen machen. Vielleicht interessiert auch niemanden, auch nicht so wild.
**Rad&Route:** Ich fahre mit dem fast nur in der Stadt, habe ein billiges Trekkingrad, was ich per Amazon geschenkt bekam. Werd ich so auch nicht nochmal machen, aber der geschenkte Gaul und so weiter. Meine Route sind etwa 6km hin, 6km zurück. Die muss ich gerne auch mehrfach am Tag zurücklegen, inklusive Rucksack mit Arbeitskleidung, Wasserflasche, was man so braucht (Spinde gibts nicht). Der Clou: In Rostock ist es quasi immer windig. Die Warnow läuft als "Windkanal" von Süden nach Norden durch die Stadt und als Küstenstadt gibts sowieso immer etwas mehr bewegte Luft. Auf meinem Hinweg habe ich fast immer Gegenwind. Dazu kommt netterweise, dass es auf meinem Hinweg oft bergauf geht. Okay, keine Alpenverhältnisse, aber ganz platt ist Mecklenburg eben auch nicht. In Kombination mit kaputten Wegen und Gegenwind ists für mich zumindest schon recht anstrengend, diesen Weg zu fahren. Dafür ist der Rückweg immer spaßig :)
**Die Qual der Wahl:** Wie gesagt, ich hab mich erstmal grundlegend informiert, was Klickpedale überhaupt sind, da ich mich überhaupt nicht auskannte. Hab mir ein paar Youtube-Videos angesehen und Artikel gelesen. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Sicherheit: Was passiert, wenn ich nicht mehr rechtzeitig loskomme? Der Gedanke war irgendwie schon beängstigend für mich, was auch dafür gesorgt hat, dass konventionelle Klickpedale für mich ausfallen. Klar, die Profis erzählen einem dann, dass man mit Übung ganz schnell raus ist, aber im Straßenverkehr war mir das trotzdem zu Heikel. Dann bin ich irgendwann auf die Magpeds gestoßen.
**Die Pedale:** Will hier keine Werbung machen, daher lass ich den Link mal weg (gibt nur eine Firma, findet man sofort bei Google). Die sind quasi ein Hybrid zwischen normalen Pedalen und Klickpedalen. Man kann sie mit normalen Schuhen ohne Probleme verwenden, aber mit den entsprechenden Schuhen kann man sich eben einklinken - nur eben nicht mechanisch, sondern mit relativ starken Magneten. Es gibt verschiedene Stärken, ich habe die stärksten genommen, was wohl auch eine gute Wahl für mich war. An den Schuhen befestigt man statt dieser üblichen Cleats die mitgelieferten Metallplatten. Reflektoren für die Pedale sind nicht enthalten, die muss man extra kaufen, sind aber nicht sonderlich teuer und fix montiert. Die Magneten lassen sich verstellen, sodass sie entweder weiter im Pedal drin sitzen oder weiter "hervorstehen". Die Anführungszeichen deswegen, weil sie sich nie so richtig von der Pedalfläche abheben, das ist quasi schon fast die maximale Höhe.
Ansonsten schnelle Lieferung. Für mein übliches Budget eine recht große Investition, da ich auch noch entsprechende Schuhe brauchte. Alles in allem (Schuhe, Pedale, Reflektoren) war ich bei ~230-250€ (genau hab ichs grad nicht im Kopf), wobei Pedale und Schuhe jeweils etwa 50% ausgemacht haben.
**Gewöhnungsphase 1:** Die Pedale selbst haben die Eigenschaft, dass sie ohne Fuß immer senkrecht stehen, weil der Magnet eben schwerer ist als die andere Seite. Das war für mich nicht weiter schlimm, die Bewegung, um den Fuß aufs Pedal zu stellen, war bei mir schon immer recht ähnlich: Mit der Fußspitze den oberen Teil antippen und nach vorne schieben, sodass die Sohle auf dem Pedal landet. Wenn man beim Losfahren hektisch wird, kann man allerdings schonmal auf der falschen Seite landen (selten), aber das ist nicht weiter schlimm, da man ja trotzdem erstmal treten kann und dann in der Fahrt nochmal fix den Fuß neu positionieren kann.
Bevor ich mich allerdings in den Verkehr und meine übliche Route gewagt habe, hab ich mein Rad erstmal brav zu einem öffentlichen Sportplatz geschoben, der nur 100m Luftlinie entfernt ist. Da gibts eine Laufbahn, die so einen gummiartigen Untergrund hat und ich dachte mir "Wenn du dich auf die Schnauze packst, dann lieber da als auf dem Asphalt". Ich hab dann all die Übungen, die für Klickpedale empfohlen werden, ein paar Male durchprobiert: Einklicken, Ausklicken, Vollbremsung mit Ausklicken, nur mit einem Bein fahren und so weiter.
Tatsächlich war ich erstaunt, wie leicht man sich vom Pedal lösen kann. Die Kraft der Magneten ist wirklich nur senkrecht nach oben gerichtet. Sobald man auch nur leicht Kraft zur Seite ausübt, ist man frei. Damit hatte ich schnell das Gefühl, auch im Straßenverkehr sicher zu sein und bin auch direkt ab dem nächsten Tag nur noch mit Magpeds+Schuhen gefahren.
**Gewöhnungsphase 2:** Ich habe die Eingewöhnung unterteilt, weil es meiner Meinung nach zwei verschiedene Phasen gibt: Der Anfang, wie oben beschrieben, dreht sich erstmal darum, mit den Teilen klarzukommen, sie überhaupt nutzen zu können. Der viel entscheidendere Teil ist aber, tatsächlich Vorteile aus ihnen zu ziehen.
Es hat tatsächlich fast die ganzen drei Wochen gedauert, bis der neue Bewegungsablauf in Fleisch und Blut übergegangen ist. Man denkt die ganze Zeit, dass die ja voll gut funktionieren etc., aber es braucht seine Zeit, bis sich das Gehirn dran gewöhnt hat. Die erste Zeit musste ich wirklich immer drauf achten, auch aktiv die Pedale hochzuziehen. Dann gab es eine komische Phase, in der ich beim Hochziehen das jeweils andere Bein komplett entspannt habe, was ja auch nicht der Sinn und Zweck ist. Erst jetzt, nach fast einem Monat, kann ich die Pedale effektiv nutzen, indem beide Beine gleichzeitig Kraft aufwenden - eins drückend, eins ziehend. Jetzt merke ich auch, warum Klickpedale (für welche auch immer man sich nun entscheidet) so genial sind: Der eine Hass-Hügel am Ende meiner Strecke hat mich früher wirklich ordentlich ins Keuchen gebracht, gerade bei niedrigen Temperaturen und dicker, schwerer Winterkleidung musste ich dann manchmal sogar für nen Moment absteigen und Luft holen (dabei kam ich mir immer vor wie der unsportlichste Mensch der Welt). Jetzt kann ich da in konstanter Geschwindigkeit hochfahren und bin auch insgesamt sehr viel schneller unterwegs, da sich die Kraft einfach besser verteilt und eben auch bei jeder halben Umdrehung die Kraft von beiden Beinen zur Wirkung kommt und nicht nur von einem. Hier sei auch noch betont, dass die Pedale eben *nicht* dafür sorgen, dass man Kraft *einspart*, denn die muss man so oder so aufbringen. Die Kraft wird eben nur anders verteilt.
**Fazit:** Die Pedale waren für mich jeden mühsam angesparten Cent wert. Ich muss jetzt zwar immer ein zweites Paar Schuhe für die Arbeit dabeihaben, weil die Radschuhe durch die Sohle echt starr sind und man nicht 5h am Stück darauf rumlaufen möchte, aber das zusätzliche Gewicht wird durch die neue Kraftverteilung deutlich wettgemacht. Ich bin zwar immer noch nicht die Angst vor "richtigen" Klickpedalen im Straßenverkehr losgeworden, aber die magnetische Hybridlösung passt perfekt zu meinem Fahrverhalten und macht echt Spaß. Ich freue mich schon wahnsinnig auf die geplanten längeren Radtouren demnächst, die werden damit richtig entspannt.