Fahrrad
21. August, 23:26 Uhr
ok, da von den paar Leuten, die auf diesem sub unterwegs sind, doch einen kleinen Bericht wünschten: Hier:
*Vom Bett bis zum Start*
Also mein Bericht beginnt 5:50 im Morgengrauen als mein Wecker klingelt. Das Rennrad wurde am Vorabend schon vorbereitet mit Startnummer und finaler Kontrolle, ob alles in Ordnung ist sowie dem Bereitlegen der Kleidung, die ich heute tragen würde. 12°C wurden vorrausgesagt und ein Blick auf das Thermometer bestätigt diese Vorraussage. Das Frühstück fällt heute etwas kleiner aus als gewohnt, denn letztes Jahr hats mir ziemlich auf den Magen geschlagen. Noch eine kleine Dose Energydrink eingepackt und auf den Weg gemacht. Auf dem Weg sehe ich schon diverse Radfahrer, die sich auf den Weg gemacht haben. Etwa 7:20 komme ich an der Alsterglacis an, die - wie jedes Jahr - den Start der 56,7km langen Strecke darstellt. Nach Durchkämpfen der Menschenmengen komme ich endlich im Startblock A an. Es ist jetzt 7:31, noch 14 minuten bis zum Start.
*Die ersten km*
Es geht los, überall hört man, wie die Schuhe in die Pedale klicken, ketten surren und Fahrt aufgenommen wird. Da ich relativ spät im Block war, bin ich weit hinten. Aber die 13° machen es mir schwer direkt nach vorne sprinten, um eine gute Position in der Spitzengruppe zu ergattern und lust dazu hab ich in dem Moment auch nicht so wirklich, also lass ich es ersteinmal gemütlich angehen - eine Entscheidung, die, wie sich herausstellte, Rennentscheident war. Mit 37-39km/h geh ich in den Windschatten und wir beginnen langsam eine Gruppe zu bilden. Ich versuche möglichst etwas weiter hinten zu bleiben, um Kraft zu sparen, merke aber bald, dass die etwas schnellere Spitzengruppe schon 200m weg ist. Ob wir die noch einholen? Spoiler: Nein. Ich merke auch, dass ich etwas langsamer unterwegs bin als letztes Jahr. Meine Beine scheinen das zu Begrüßen, denn die fühlen sich gut an. Wissend, wie eng es in den Kurven zugeht und dass danach ein kurzsprint ansteht um aufzuschließen, kann ich etwas weiter vorfahren und das Privileg derjenigen genießen, die als erste in die Kurven einbiegen. Beim einbiegen in die Luruper Chaussee ist von der Spitzengruppe bereits nichts mehr zu sehen. Doch das stört mich nicht weiter. Zum ersten mal seit langem gehöre ich zu den stärkeren in der Gruppe und es fühlt sich gut an.
*die Folgekilometer*
Da ich die Strecke sehr gut kenne, setze ich mich einige Meter vor den Kurzen immer etwas weiter nach vorne, um besser durch die Kurven zu kommen. In Holm am Kreisel rufe ich meinen mitfahrern zu, dass man den roten Innenteil befahren soll. Letztes Jahr hatte es hier einen Unfall gegeben, weil jemand das nicht beachtet hat. Zu meinem Erfreuen wird die Info weitergereicht. Allerdings scheint der Kreisel doch seinen Tribut gefordert zu haben, denn plötzlich bin ich an Position 2 der Gruppe - was aufgrund des erhöhten Widerstands eigentlich nicht gewollt ist. Aber gut, seis drum. Dann muss ich eben mal ein paar sekunden Führungsarbeit leisten. Durch das relativ geringe Tempo von 39/40 geht das allerdings erstaunlich gut. Trotzdem suche ich so bald wie möglich wieder Schutz im Zentrum der Gruppe.
*Kösterberg*
Wie viel langsamer als die Spitzengruppe wir tatsächlich sind, merke ich als wir richtung Kösterberg einbiegen (Tinsdaler Kirchenweg). Das Tempo sackt schnell auf 33 runter und an der Spitze des ersten Berges ( Hügel) haben wir noch knapp 22 auf dem Tacho. An der zweiten Steigung fallen viele zurück, sodass ich mich abermals weit vorne in der Gruppe wiederfinde. Das kommt mir aber sehr gelegen, denn mit nur 5 leuten kommt man deutlich besser um die Kurve als mit 20.
*Elbchaussee und die letzten km*
Die Elbchaussee läuft relativ unspektakulär ab. Durch den Berg und das (im Vergleich zur spitzengruppe) relativ geringe Tempo bin ich durchgehen Vorne mit dabei. Beim Anstieg richtung Palmaille kann ich 2 Worte mit jemandem aus der Gruppe wechseln, der bis dahin mit einem **Singlespeed**-Rennrad fährt. Krasser Typ.
Die letzten 5km wird das Tempo spürbar angezogen. 42-45 sind jetzt durchgehend auf dem Tachso zu lesen und die Dynamik an der Spitze hat sich auch deutlich Erhöht. Ständig wechselt die Spitze, mal von links mal von Rechts, man überholt sich ständig gegenseitig. Die vielen 90°-Kurven scheinen vielen Probleme zu bereiten, da sie nicht zu sehen scheinen, wie angenehm groß man den Bogen machen kann. Da lassen sich easy 2-3km/h überschuss erzielen, die einem nochmal den kleinen Vorteil bringen.
*der letzte km*
Das große gelbe lang ersehte Schild erscheint links und rechts von der Fahrbahn. "1 km". Ich versuche irgendwie nach vorne zu kommen, doch ich finde keine Lücke. Es ist einfach zu eng und keiner will klein beigeben. Das nächste Schild: 500m. Langsam hab ich keine Geduld mehr. Ich gehe aus dem Sattel und beschließe die letzen Meter im Wiegetritt zu fahren. Bei 300m tut sich endlich eine kleine Lücke auf und ich kann hindurchschlüpfen. Nach weiteren 50m hab ich endlich freie bahn und ich Prügel das Fahrrad, was die Beine hergeben. Ungefähr 30m vor dem Ziel bin ich an der Spitze der Gruppe; nur um dann festzustellen, dass sich 2 Fahrer bereits einige Meter vorher kompett aus der Gruppe gelöst haben und bereits im Ziel waren. Doch ich bin euphorisch zum Schluss noch so einen Sprint hinlegen zu können.
*Ziel*
Im Ziel genieße ich mein Alkoholfreies Weizen und genieße die Sonne, die bis dahin so tapfer gestrahlt hat. Nach ca 1h Erholung setze ich mich wieder aufs Rad und fahre heim. Auf dem Rückweg fährt noch die Spitzengruppe der 180km an mir vorbei. Ca 50 Mann, die - für ca 130km - noch ein echt wahnsinniges Tempo draufhaben.
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Soooo. Eigentlich wollte ich den Bericht etwas kürzer halten, aber irgendwie isses dann doch aus mir herausgesprudelt. Mit der Zeit von 1h 29min bin ich nicht zufrieden. Da war ich 4 minuten langsamer als letztes Jahr. Aber dadurch, dass ich so viel in der Gruppe mitmischen konnte, hat es mir echt mega viel Spaß gemacht. Vielleicht fahr ich nächstes Jahr die mittlere Strecke. Wenn noch irgendwelche Fragen offen sind, bin ich gern bereit sie zu beantworten.